In der Christuskirche fand am Sonntag die zweite Feier evangelischer und katholischer Christen in Beckhausen statt

„Schau auf die Welt“ singt der junge Max Sadra ganz allein im Altarraum der Christuskirche. Es ist ein berührender, emotionaler Auftakt eines besonderen Gottesdienstes zu Erntedank, eine gesungene Einladung, beim Blick in die Welt das Gute zu sehen und dafür dankbar zu sein – auch in diesen Tagen. Diese ganze ökumenische Stunde findet statt im Spannungsfeld zwischen der Dankbarkeit für die Gaben Gottes und dem Gedanken an jene, denen es nicht so gut geht. Ihnen ist auch der Gabentisch gewidmet, gleich neben dem Altar. Heute nämlich beginnt pfarreiweit in Hippolytus die Sammlung von Spenden für Menschen ohne Obdach. 

„In diesem Jahr ist alles ganz anders“, sagt Andrea Rylke-Voigt, Pastorin der Christuskirche. Der Rückzug ins Private habe Menschen erleben lassen, „was das Familienleben wert ist“. In besonderer Weise zeige das diesjährige Erntedankfest, „was die Gesellschaft nährt und ernährt“. Die Bedeutung von Gemeinschaft etwa. Auch die der Christen, wie sie hier in Beckhausen seit dem vergangenen Jahr bereits praktiziert wird. Erfolgreich, wie Pastorin Andrea Rylke-Voigt und Pastor Bernd Steinrötter aus Liebfrauen erzählen. „Weil wir regelmäßig im Gespräch sind.“ Das Rezept für eine solch gelebte Ökumene: „Es braucht persönliches Verständnis.“ Eines freut Bernd Steinrötter besonders: „Dass an diesem Tag, an dem wir pfarreiweit wieder erstmals Gottesdienste feiern, gleich auch ein ökumenischer stattfindet. Das ist ein schönes Zeichen.“

In seiner Predigt erinnert er sich zunächst an seine eigene Kindheit, an die schönen Gaben, etwa zu Weihnachten. „Wie erfinderisch ich gewesen bin, um einen kleinen Blick erhaschen zu können auf das, was auf dem Gabentisch lag. Da musste meine Mutter sogar einen Topflappen vor das Schlüsselloch hängen“, bringt er viele der Besucher zum Schmunzeln. „Geschenke auf dem Gabentisch – so ähnlich ist es heute hier. Erntedank ist ein Tisch der Gaben.“ Heute bestückt mit vielem, damit Menschen „warm durch die Nacht“ kommen. Daneben gebe es aber auch jene Gaben, die man nicht anfassen könne. Begegnungen etwa. Miteinander und mit Gott. „Ich bin allezeit bei dir. Ich bin dein Geschenk für dein Leben. Das ist die Botschaft an Erntedank.“

Am Ende des Gottesdienstes gibt es dann noch ein Geschenk für alle. Eines, das alle sich selbst machen und alle einander. Eines, das nur durch Gemeinschaft so richtig schön wird. Nach dem Auszug nämlich stellen sich alle Besucher, mit ausreichendem Abstand, vor der Kirche auf zum gemeinsamen Singen. Das das ist auch ökumenisch. Hier treffen Lieder mit katholischer und evangelischer Tradition aufeinander. Etwa, als kurzerhand ein kleines Liedchen von Pastorin Rylke-Voigt angestimmt wird, das den Klatschrhythmus und die Melodie von „We Will Rock You“ aufnimmt. Nur heißt es hier: „Alle guten Gaben“. So gelingt auch die musikalische Ökumene. Und trotz Sprühregen, Kälte und Wind herrscht jetzt, vor den Toren der Christuskirche und unter den Gläubigen, eine ganz besondere Stimmung.

Seit Erntedank und bis Sankt Martin läuft die Spendenaktion der Pfarrei St. Hippolytus für die Organisation „Warm durch die Nacht“. Sammelstellen sind das Pastorat Liebfrauen, Horster Straße 303, und alle Gottesdienstorte vor und nach der Messe.