Am 9. November 2025 zum Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome 1938
Wir rufen alle Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener auf:
Beziehen Sie mit Ihrer Teilnahme an Demonstration und Kundgebung Stellung!
Wir bitten darum, auf Fahnen und Transparente zu verzichten.

Treffpunkt an der Gesamtschule Ückendorf (Bochumer Str. 190)
Schweigezug zum Jüdischen Friedhof Ückendorf (Am Dördelmannshof)
(Die männlichen Besucher werden gebeten, auf dem Friedhof eine Kopfbedeckung zu tragen.)

Kundgebung
Slava Pasku, 1. Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen: Begrüßung
Jugendzentrum Chesed: Gedanken jüdischer Jugendlicher Kaddisch
Andrea Henze, Oberbürgermeisterin der Stadt Gelsenkirchen,
Schirmherrin der Demokratischen Initiative: Gedenkrede
Moorsoldatenlied

Für Respekt, Toleranz und Zivilcourage – gegen Gewalt und Menschenfeindlichkeit!
Seit 1964 erinnern die Menschen in Gelsenkirchen jedes Jahr am 9. November an die Ver-
brechen an der jüdischen Bevölkerung in der NS-Zeit. Nach 1933 wurden in Deutschland
Jüdinnen und Juden durch zahlreiche antisemitische Maßnahmen an den Rand der Ge-
sellschaft gedrängt. Die Novemberpogrome des Jahres 1938 waren ein brutaler Höhe-
punkt dieser andauernden Diskriminierung und der Verbrechensgeschichte des „Dritten
Reiches“. Die Verfolgung der jüdischen Bevölkerung und anderer Menschen, die als „Ge-
meinschaftsfremde“ stigmatisiert wurden, gipfelte in Vernichtungskrieg und Völkermord.
Extremer Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus, antidemokratisches Denken und
Kriegsverherrlichung waren die Ursachen. Die Erinnerung verpflichtet uns für die Ge-
genwart und die Zukunft, solche Entwicklungen entschlossen zu bekämpfen. Dafür gibt
es auch in unserer Stadt immer noch traurigen Anlass. Menschen jüdischen Glaubens
müssen in ihrem Alltag immer wieder Beleidigungen und Bedrohungen ertragen. Antise-
mitische Einstellungen, Verschwörungsglaube und offener Hass in viel zu vielen Köpfen
spalten unsere Gesellschaft und gefährden unsere Demokratie.
Ausgangspunkt unseres diesjährigen Schweigezugs ist die Gesamtschule Ückendorf. Von
dort führt unser Weg zum Jüdischen Friedhof Ückendorf. Der Friedhof besteht seit 1927
und ist heute noch Begräbnisstätte für die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Gelsenkir-
chen. Dort befindet sich u. a. das Grab des Gelsenkirchener Ehrenbürgers Kurt Neuwald.
Obwohl die meisten seiner Familienmitglieder ermordet worden waren und er selbst Jah-
re in Ghettos und Konzentrationslagern eingesperrt war, kehrte er 1945 nach Gelsenkir-
chen zurück. Er hatte wesentlichen Anteil am Wiederaufbau der Jüdischen Gemeinde in
seiner Heimatstadt.
Auch in Ückendorf wurden jüdische Familien in der Pogromnacht 1938 von ihren Nach-
barn misshandelt und gedemütigt. Die meisten Menschen schauten weg, als das Unrecht
geschah. Nur wenige halfen. Für ihre Schandtaten wurden die Täter niemals bestraft.
Stellvertretend für die Gelsenkirchener Opfer der nationalsozialistischen Judenverfol-
gung möchten wir an die Familie Buchthal aus Ückendorf erinnern. Julius und Frieda
Buchthal hatten ein Wäschegeschäft auf der Bochumer Straße. Sie wurden am 31. März
1942 aus Gelsenkirchen nach Warschau deportiert und später ermordet. Ihr Sohn Rudolf
war bereits einige Wochen zuvor nach Riga deportiert worden und kam später im KZ Stutt-
hof um. Mit unserem gemeinsamen Gedenken möchten wir bekunden, dass die Menschen
in Gelsenkirchen die nationalsozialistischen Verbrechen nicht vergessen haben und nicht
vergessen werden.
Die Demokratische Initiative ruft alle Bürgerinnen, Bürger und Gäste Gelsenkirchens auf,
zahlreich an Kundgebung und Schweigezug teilzunehmen.
Wir fordern dazu auf, jeder Form von Extremismus, Menschenfeindlichkeit und Gewalt
entschieden entgegenzutreten.
Wir treten ein für Toleranz und Frieden, für die Achtung der Grund- und Menschenrechte,
Mut, Zivilcourage und demokratisches Engagement im Alltag.
In Gelsenkirchen darf es keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus, Diskriminierung von
Minderheiten und völkisches Denken geben.
Demokratie muss täglich gelebt werden, Erinnerung ist ein wichtiger Teil davon.