Wie kann die Zukunft der katholischen Kirche in unserer Stadt aussehen? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Pfarrgemeinderäte aus St. Augustinus, St. Hippolytus und St. Urbanus. Die Gremien der drei Gelsenkirchener Pfarreien trafen sich zum ersten Mal zu einer gemeinsamen Tagung.

Hintergrund des Treffens sind Überlegungen des Bistums Essen, in den kommenden Jahren die Pfarreien im Bistum schrittweise in Stadtpfarreien zusammenzuführen. Bis es in Gelsenkirchen so weit ist, wird es noch ein wenig dauern. Doch war es den Pfarrgemeinderäten wichtig, sich schon frühzeitig darüber zu informieren, was hinter diesen Überlegungen steckt – und gleichzeitig die Gelegenheit zu nutzen, sich einmal kennenzulernen.

Als Referentinnen waren aus der Bistumsverwaltung Dr. Andrea Qualbrink und Bianka Mohr eingeladen, die dort für den Bereich der Pastoralentwicklung tätig sind. Sie wiesen darauf hin, dass die zukünftigen Stadtpfarreien in erster Linie eine rechtliche Größe seien. Aus seelsorglicher Sicht stehe hingegen im Vordergrund, wie die verbleibenden Kirchenstandorte zukünftig besser gemeinsame Angebote entwickeln können und dazu auch mit anderen katholischen Trägern in der Stadt vernetzt sind. Das sind beispielsweise KiTas, Caritas-Einrichtungen oder die kath. Familien- und Erwachsenenbildung. Nicht jede Pfarrei könne künftig mehr alles leisten. Ziel des Prozesses sei es daher, trotz immer weniger Haupt- und Ehrenamtlicher ein vielfältiges Angebot gestalten zu können.

Dabei sei die Perspektive immer: Was brauchen die Menschen, für die wir als Kirche da sind? Denn mit dem „klassischen“ Angebot der Gemeinden erreiche man inzwischen nicht einmal mehr 5% der Menschen. Daher sei es für eine zeitgemäße Kirche dringend erforderlich, kirchliches Leben neu zu denken und mehr in die Stadtgesellschaft hineinzuwirken. Wenn man versuche, alte Strukturen und Angebote aufrecht zu erhalten, werde dies über kurz oder lang zu einem Ausbrennen Haupt- und Ehrenamtlicher führen.

In kleinen Gesprächsgruppen, in denen jeweils Mitglieder aller drei Pfarrgemeinderäte saßen, wurde nach diesem Vortrag diskutiert, welche Chancen diese Überlegungen bieten. Es sollten aber auch Bedenken und Sorgen benannt werden. Deutlich wurde in den Gesprächen, dass dieser Schritt sinnvoll ist, aber auch ein enormes Umdenken bei allen Beteiligten erfordert. Zudem wiesen viele darauf hin, dass man in den Pfarreien immer noch mit der Umsetzung des Pfarreientwicklungsprozesses beschäftigt sei. Daher wurde mehrfach der Wunsch an das Bistum geäußert, den neuen Prozess von Beginn an möglichst professionell zu unterstützen.

Noch ist nicht absehbar, wann diese Veränderungen in Gelsenkirchen anstehen. Trotzdem war man sich am Ende dieses ersten Treffens einig, dass ein regelmäßiger Austausch zwischen den Pfarrgemeinderäten schon jetzt wünschenswert sei. Um Stadtkirche aber auch für alle erlebbar zu machen, wurden zum Ende der Sitzung noch Ideen für gemeinsame Aktionen gesponnen. Diese reichten von einem Kirchenstadtplan über Krippenwege in der Weihnachtszeit und einen gemeinsamen Gottesdienst im Nordsternpark bis zu einem Markt kirchlicher Angebote.

Nachdem die Veranstaltung mit einer Hl. Messe endete, vereinbarten die drei Pfarrgemeinderatsvorstände, sich noch im Frühjahr zu treffen, um die Ergebnisse zu reflektieren und Absprachen zur Weiterarbeit zu treffen.

Für alle Pfarrgemeinderatsvorstände

Martin Verfürth, Pfarrgemeinderatsvorsitzender – St. Urbanus