Ein Artikel von Maria Eckardt veröffentlicht in der WAZ Gelsenkirchen.

„GE-teilt“, eine Initiative von katholischer Stadtkirche und dem Caritasverband, bietet Alternativen zum Martinsumzug, der coronabedingt ausfallen muss. Im Mittelpunkt steht die Hilfe für Wohnungslose

Wie einst St. Martin seinen Mantel mit einem Schwert der Legende nach teilte, um eine Hälfte einem spärlich bekleideten Bettler zu schenken, so sind auch die Gelsenkirchener in diesem Jahr eingeladen, zu teilen. Coronabedingt müssen die geplanten Veranstaltungen zu St. Martin um den 11. November herum ausfallen. Alternativ möchten sich die katholische Stadtkirche und der Caritasverband mit Sitz in der Altstadt stattdessen durch zwei karitative Aktionen unter dem Motto „GE-teilt“ verstärkt auf die Menschen konzentrieren, die von Wohnungsnot betroffen sind.

Mehr als eine Geldspende

„Als wir feststellten, dass die Martinsumzüge in diesem Jahr nicht stattfinden können, haben wir uns mit dem Gedanken auseinandergesetzt, was der ursprüngliche Sinn des Martinsfestes ist“, sagt Propst Markus Pottbäcker, der als Stadtdechant die kath. Kirche in Gelsenkirchen repräsentiert. Das Teilen rückte dabei in den Fokus. „Man muss nicht alles geben, aber einen Teil abzugeben, tut niemandem weh.“ Markus Zingel, Pastoralreferent für sozial-karitative Arbeit in St. Urbanus ergänzt: „Die Idee war es, nicht einfach nur eine Geldspende abzugeben, sondern eine direkte Begegnung auf Augenhöhe, eben wie bei St. Martin, zu schaffen.“

Zum einen geht es darum, ein Kleidungsstück mit Menschen in Wohnungsnot zu teilen. „Dies sollte keine Kleidung sein, die nicht mehr gebraucht wird. Normalerweise erhalten die Menschen getragene Sachen aus den Kleiderkammern. So freuen sie sich besonders darüber, wenn sie mal etwas Neues erhalten, wo zum Beispiel noch ein Schild dranhängt. Der Kauf neuer Kleidung hat auch etwas mit Wertschätzung zu tun“, sagt der Diplom-Sozialarbeiter Bernd Miny, der die Caritas-Wohnungslosenhilfe in Gelsenkirchen leitet.

Unterwäsche beziehungsweise T-Shirts, die als Unterhemd dienen, Sweatshirts, gefütterte Regenjacken und auch Regenschirme benötige man besonders. Bevorzugt wird Kleidung in den Größen M bis XL. Miny weist auch darauf hin, dass sich in den einzelnen Wohnungslosenhilfe-Einrichtungen telefonisch erfragen lässt, was genau gebraucht wird, da sich der Bedarf wöchentlich ändern könnte. Die Treffpunkte führen Listen mit benötigten Kleidungsstücken und Größen.

Ziel der zweiten Aktion war es, eine besondere Begegnung zu schaffen. Die ursprüngliche Überlegung: Gelsenkirchener laden einen oder zwei Menschen in Wohnungsnot zu einer gemeinsamen Mahlzeit ein, entweder in den eigenen vier Wänden oder in einem Restaurant. Aufgrund der schärferen Corona-Regelungen disponierte man um.

Bereits zu Ostern hatten die Caritas-Wohnungsloseneinrichtungen eine Aktion gestartet, bei der Bürger Restaurant- und Imbissgutscheine an die Wohnungslosenhilfe spendeten. Diese will man nun fortsetzen. „Zwar werden in den Einrichtungen jeden Tag Ein-Teller-Gerichte ausgegeben, aber sie freuen sich auch mal, wenn es etwas anderes gibt“, so Miny. Pottbäcker weist noch einmal darauf hin, dass die Selbstbestimmung bei der Wahl der Speise mehr als sonst gegeben sei.

Gastronomie unterstützen

Ziel der Aktionen ist es auch, zeitgleich den Einzelhandel und die Gastronomie zu unterstützen. Die Idee des gemeinsamen Speisens will man dennoch nicht aus den Augen verlieren und nachholen, sobald dies wieder möglich ist.

Markus Zingel weist auf eine weitere Aktion hin. Nach dem Großbrand eines Gebäudekomplexes an der De-la-Chevallerie-Straße erreichte die Gemeinde eine Vielzahl an Kleider- und Sachspenden, die derzeit nicht mehr benötigt werden. Die Brandopfer möchten sich ebenfalls an der St.-Martins-Aktion „GE-teilt“ beteiligen. Sie laden wohnungslose und Menschen in sozialen Schwierigkeiten rund um St. Martin in das Spendendepot (Polsumer Straße 108) zum Stöbern ein.